09. April 2024
Shimanami Kaido Radweg - Osaka
"Sieben Brücken musst du überstehen" lautet Barbaras Motto für die Radtour auf dem "Shimanami Kaido". Die Höhe ist nicht ihr Ding und die Brücken durch den Setonaikai Nationalpark sind eindrücklich. Zwar überqueren vernünftige Radler wie wir nur deren sechs (von der ersten wird dringend abgeraten, da Highway ohne separate Velospur). Aber diese sechs haben es in sich: Zwischen 330m und 4.1km lang erheben sie sich bis zu 50m über der Seto-Inland-Sea.
So ist Jonas plötzlich als Alleintreter unterwegs, da Barbara sich kurzfristig entschliesst, das lokale Busnetz zu nutzen, was eine interessante "mit-Händen-und-Füssen"-Erfahrung für sie wird, da alles (und alle) ausschliesslich auf japanisch. Und so sind beim Abendessen in der gemütlichen Lodge beide zufrieden mit ihrer Tagesleistung: Jonas, weil er von keinem Gümmeler überholt wurde und Barbara, weil sie es bis zum Znacht an den Etappenort geschafft hat.

Nr. 1: Innoshima-Brücke, 1'270m

Nr. 2: Ikuchi-Brücke, 790m

Japanische Präzision auch hier: Alle Auffahrtsrampen des Radweges zu den Brücken haben eine Steigungsrate von exakt 3% und können bis zu 1.5km lang sein.

Nr. 3: Tatara-Brücke, 1'480m. Tagesziel erreicht. Unsere Aussicht vom gemütlichen Velo-Hotel Wakka bei feinem Outdoor-Tischgrill-Znacht

Die Strecke führt an mehreren Schiffswerften vorbei

Nr. 4: Omishima-Brücke, 328m

Nr. 5: Hakata-Ohshima-Brücke, 1'165m

Fahrt entlang der Küste von Ohshima Island

Nr. 6: Kurushima-kaikyo Brücken, 4'105m. Letztes "Pièce de résistance" vor dem Zielort Imabari.
Barbara - wieder mit dem Bus unterwegs - ist etwas früher in Imabari und entdeckt auf dem Stadtplan ein kleines Museum, das sie spontan besuchen will. Nach einigem Suchen findet und betritt sie das Gebäude, fragt sich aber bald, welche Art von Kunst hier gezeigt wird. Sie spricht eine Dame an, die ihr mittels Übersetzer-App erklärt, dass sie sich in einem Gerichtsgebäude befindet...


Eine Nacht in Osaka, bevor es heimwärts geht

Der Ordnungssinn der Japaner kennt keine Grenzen. Unser WC in Osaka hat zwei Abflusslöcher: Urin und Kot werden getrennt entsorgt ;-)
07. April 2024
Miyajima - Yakushima
Nachdem wir in Kyoto dem Massentourismus etwas aus dem Weg gingen und auf den Besuch vieler Tempel und Schreine verzichteten (dafür haben wir die Stadt kulinarisch voll ausgekostet), begutachten wir auf der kleinen Insel Miyajima den berühmten Itsukushima-Schrein. Wir übernachten in einem traditionellen, alteingesessenen Ryokan, in dem auch schon andere berühmte Persönlichkeiten, Kaiser und Königinnen genächtigt haben.

Zimmer im Ryokan...

... mit Aussicht


Säulenhalle des Itsukushima-Schreins und Gartenanlage

Japanische Genauigkeit auch bei Wegbeschreibungen

Auf der Fähre nach Miyajima: Warum gestalten europäische Autobauer die Tankdeckel ihrer Wagen nicht kreativer? Man sollte dem Auto mit mehr Ironie begegnen: Stellen wir uns vor, dass all die humorlosen SUVs in der CH solche Tankdeckel haben müssten... dann würden Kleinwagen vielleicht plötzlich wieder populärer (Japan ist das Land der Klein(st)wagen)

Schaffner im Shinkansen - an jeder Station wird salutiert, der Zug ist stets auf die Minute pünktlich.
Nach dem Hikari-Shinkansen (= Licht) bringt uns der Sakura (= Kirschblüte) ebenfalls in Lichtgeschwindigkeit von Hiroshima ganz in den Süden nach Kagoshima, von wo uns das düsengetriebene Tragflügelboot "Poppy" durch ziemlich hohe See absolut ruhig auf die Waldinsel Yakushima "fliegt".

Yakushima ist ein Naturparadies bestehend aus Wäldern, Bergen und Flüssen - mehrheitlich Nationalpark und Unesco Weltnatur-Erbe. Es regnet an 35 Tagen pro Monat (sagen die Einheimischen)

Berühmt vor allem wegen der Zedern, die ab ca. 800m.ü.M. wachsen und ein überbiblisches Alter erreichen können. Der älteste bekannte Baum auf der Insel heisst Jomon Sugi und wird auf bis zu 7200-jährig geschätzt. Sinnsuchende Baumpilger aus Tokio begeben sich auf den 8-stündigen Fuschmarsch, um Jomon Sugi einmal zu berühren (und gehen im unwegsamen Gelände auch mal verloren - als wir da sind, suchen sie grad wieder einen).

Wir begnügen uns mit den etwas näher-gelegenen, dafür jüngeren Exemplaren (einer mit immerhin 2600 Jahren auf dem Buckel)


Wenn sie über 1000-jährig sind, heissen sie Yakusugi. Die richtig Alten kriegen einen eigenen Namen.

Junger Laubbaum wächst auf dem Baumstrunk eines ehemaligen Yakusugi

Mitten im Wald ein WC...

... aber kein Richtiges, sondern ein Hafen, in den man sein mitgebrachtes Säcklein legt, um das Geschäft aus dem Wald zu tragen. Kein Menschenkot soll den Yakusugi-Wald kontaminieren.


Die ca. 100 km lange Ringstrasse um die Insel führt teilweise durch dichten Regenwald. Wir umrunden die Insel in beide Richtungen je einmal und gleiten bei Höchstgeschwindigkeiten von 40 km/h innerorts und 50 km/h ausserorts beinahe meditativ durch die Landschaft (Jonas braucht einen kurzen Powernap auf halber Strecke).
Kaum Verkehr, dafür...

... interessierte Rehe und...

... andere Zeitgenossen, die sich der Körperpflege widmen und keine Anstalten machen, die Strasse wegen uns zu verlassen.

Abendessen im sympathischen Dorf-Izakaya. Barbara lässt sich - nach einem kräftigen Schluck Sake - auf das Karaoke-Duell mit den Einheimischen ein (Blackbird in einer für sie komplett ungeeigneten Tonart...)...

.... und verspeist genüsslich einen fliegenden Fisch (inklusive dessen rohe Leber, die uns der Wirt als Delikatesse obendrauf serviert), was sich während der Nacht und am ganzen nächsten Tag rächen wird (Jonas bleibt verschont, ist wohl noch geeicht von den Strassenküchen Vietnam-Kambodschas)

Das kleine Onsen direkt am Meer, in dem die Dorfbevölkerung und wir ein Abendbad nehmen, beruhigt Barbaras Magen wieder.
Yakushima ist ein wunderbarer Ort zum Abschalten und Entspannen. Jedoch werden wir allmorgendlich um 6 Uhr von Musik und Durchsagen geweckt, die über Lautsprecher erklingen, wie sie in allen Dörfern der Insel installiert sind. Auf diese Weise wird die Tagwache für die Landevölkerung ausgerufen und mehrmals täglich über für uns unverständliche Dinge informiert (solange es nur keine Tsunami-Warnung ist..).
03. April 2024
Geburtstags-Special: Barbara * 50 *

Grossartiges Geburtstags-Essen im Restaurant Bombance Gion, Kyoto

Vorspeise-Teller (es folgen noch 7 kleine und äusserst feine Gänge). Wir entscheiden uns für das Sake-Pairing, also 8 Gläser verschiedener Sake, passend zu den einzelnen Gerichten. Wir waren vorher weder Sake-Kenner, noch Liebhaber. Was uns aber hier aufgetischt wird, ist allerfeinste Ware....





03. April 2024
Tokyo - Kyoto

Welch wunderbare und wunderschöne 50jährige (Bild kurz vor dem 50igsten aufgenommen, sieht aber immer noch gleich aus, seit heute aber etwas mehr Schmerzen beim Aufstehen)

Aus dem Shinkansen Tokio - Kyoto, Typ 700N Advanced (unschlagbar in jedem Zugs-Quartett)


Unser hübsches Gasthaus im alten Quartier Gion von Kyoto


Die Begeisterung der Japaner für die Kirschblüte ist grenzenlos (und die Zahl der Touristen in Kyoto ebenfalls).
Grossartiges Essen im kleinen Mizuno-Restaurant mit nur 9 Plätzen:




... oder im einfachen Izakaya, wo wir ebenfalls sehr gut und erstaunlich günstig essen.

Baseball ist sehr populär, Japan liegt an der Spitze der Weltrangliste, vor den USA. Wir betrachten - als einzige Fans - das vormittägliche Trainingsspiel zweier Universitäts-Teams (eigentlich wollten wir Tempel besuchen, aber da gibt es umfassbar viele Leute und so bleiben wir beim Baseball hängen)
Japan ist sehr einladend und einfach zu bereisen, da extrem gut organisiert, aufgeräumt und mit äusserst freundlichen Menschen (wobei erstaunlich viele kein oder kaum Englisch sprechen).
Es gibt einiges zu entdecken, das für uns eher ungewohnt ist...

... z.B. Bushaltestellen, die immer der Strasse abgewandt sind....

.. oder Zapfsäulen, die wir zum Glück noch nicht benutzen mussten (wir wüssten nicht wie)...

...Toiletten mit 12 Bedienungsknöpfen (Barbara hat alle ausprobiert) und stets mit zwei Papierhaltern...


... und viele interessante Menschen..

.. und Tiere
02. April 2024
Auckland - Tokyo

Die (vorläufig) letzte "Berührung" mit Neuseeland


Tokyo (Sicht vom Skytree) während der Dämmerung

Schon die alltägliche Quartier-Architektur in Tokio vermag zu überzeugen (Café-Bar gleich neben unserem Hotel), aber auch die "Grossen" sind überall präsent...

Kengo Kuma, Sunny Hills Cake Shop (hier werden "nur" Ananas- und Apfelkuchen verkauft)

Ito Toyo: Die Betonkonstruktion symbolisiert die Äste des japanischen Zelkove-Baumes vor dem Gebäude, ist aber auch tragend

Auch Herzog & de Meuron dürfen mal (Prada Ayoma Building)

Essen im sympathischen und leckeren Izakaya gleich um die Ecke

Barbara kann nicht länger im Schneidersitz

Unscheinbares Haus mitten in der Grossstadt: Laden für hochwertiges Werkzeug zur Holzbearbeitung (Jonas kann nicht widerstehen und deckt sich ein)


Spontaner Besuch einer Vernissage während Stadt-Spaziergang: Wir werden höflich hereingebeten in die sympathische Galerie. Der Grafiker und Künstler Zenji Funabashi ist im Dezember verstorben, die bereits geplante und kuratierte Ausstellung wird trotzdem (oder erst recht) zu seinen Ehren durchgeführt.
27. März 2024
Hahei (Coromandel) - Auckland
Ein paar wunderbare Tage in Hahei auf der Coromandel-Halbinsel, eine Nacht in Auckland und dann definitiv Abschied von Neuseeland (für dieses Mal)





Hahei und Umgebung


Ampeln Neuseeland-Style
22. März 2024
Nelson-Wellington-Taupo

Strandspaziergang auf Rabbit Island - Abschied nehmen von Nelson

Am Morgen der Abreise noch auf einen Kaffee mit Siggy. Hier ihr Auto (sie versucht jeweils, ohne Parkgebühr über den Arbeitstag zu kommen und fragt sich, wieso ausgerechnet sie immer wieder Parkbussen kassiert...)

Picton vor der Überfahrt

Ausfahrt Südinsel, diesmal bei ruhiger See

Wellington - Stadt mit der höchsten Dichte an Kleinbrauereien

Mt. Ngauruhoe, Tongariro National Park

Huka Falls bei Taupo


Der Höllenschlund Orakei Korako mit seinen faszinierenden Farbpaletten..

... liegt wunderschön eingebettet (andere nehmen das Luft-Wasser-Taxi)

Die in NZ allgegenwärtige Pflanze: Mal ganz gross....

...dann klein und filigran...

... oder in einer Fangopackung

Unterwegs auf idyllischen Pfaden
17. März 2024
Wanaka - Golden Bay - Nelson

Lake Wanaka

Zufällig ist Toms ehemaliger Schulfreund Oscar auch da...

... vor 13 Jahren

Feriengefühle


Brückenspringen ist noch immer populär


Oamaru - Kleinstadt, in der die Zeit auf sympathische Art stehen geblieben ist

Akaroa

Lewis Pass





Abel Tasman und Golden Bay


Nochmals das Boathouse geniessen, bevor wir von Nelson Abschied nehmen müssen
24. Februar 2024
Nelson - Kaikoura - Mount Cook


The Boathouse - Genossenschafts-Beiz und unser liebster Ausgangsort in Nelson

Abschiedsessen, bevor Lina nach Hause fliegt

Während Barbara im Wasser ist, baut Jonas ihr eine bescheidene Schutzhütte aus Treibholz gegen Wind und Sonne... ;-)



Küstenwanderung um die Kaikoura Peninsula

Nicht hier, Jonas!

Freitagabend: Die Dorfjugend von Kaikoura geht ins Pub

Wir auch, um das Eröffnungsspiel der neuen Rugby-Saison zu verfolgen. Die Crusaders, Barbaras Team, verlieren. Jonas ist seit neuestem Fan von Moana Pasifika, einer Mannschaft mit Spielern der pazifischen Inseln (Tonga, Samoa, Cook Islands..).

Lake Pukaki mit dem Mount Cook im Hintergrund. Alan und Jonas machen die letzten 42km mit dem Velo. Die Strasse windet sich den See entlang, immer tiefer ins Tal bis zum Mount Cook Village, von wo es nur noch zu Fuss weitergeht.

Geschafft und glücklich.

Mount Cook im letzten Abendlicht
16. Februar 2024
Nelson - Golden Bay



Rabbit Island, unser Ja-Ort


Unser temporäres zu Hause in den Bäumen (bei Takaka, Golden Bay)


Open Microphone for Poems und Lina im legendären Mussel Inn (Golden Bay)

Patons Rock Beach zu Pferd bei low tide

Kaiteriteri

Tea-Time im Melrose House, Nelson
11. Februar 2024
Auckland - Wellington - Marlborough Sounds

Über der Tasmansee im Anflug auf Auckland

In Wellington alle vereint

Stürmische Überfahrt: In der Cook-Strait sind Kotztüten begehrt. Wir erwischen die letzte Überfahrt, dann werden mehrere Fähren wegen Wind und Seegang annulliert. Lina füttert die Fische.


Nach der Einfahrt in die Marlborough Sounds dann auf einen Schlag ruhig und friedlich

Rast am Queen Charlotte Drive



Hopewell Lodge - ein Paradies im Kenepuru Sound


Bei Ebbe sammeln wir Austern und Muscheln in der Bucht und geniessen sie bei einem Glas Sauvignon Blanc aus der Region

Unser Cottage in der Hopewell Lodge
06. Februar 2024
Tasmanien

Ausstieg in Hobart mit Treppe, wie früher (so schön)

Strand ganz im Süden Tasmaniens, das Wasser kühl und sehr sauber

Ameisenigel. Wallabies (kleine Kängurus) haben wir bisher leider nur tot am Strassenrand gesehen

Wanderung auf Bruny Island, einer Trauminsel mit wunderschöner Natur...

...kurz darauf begegnen wir tatsächlich einer schwarzen Tigerotter, die nur im südlichen Australien und in Tasmanien vorkommt und äusserst giftig ist (ein voller Giftzahn reicht theoretisch, um 200 Menschen zu töten). Sie hat aber mehr Angst vor uns als wir vor ihr und verschwindet sofort in den Büschen.

Strände für uns alleine...

.... ausser ihm

Spitzen-Austern auf Bruny Island, wir hatten noch nie so cremige... herrliche Feriengefühle


Wooden Boat Center, Franklin: Bootsbauschule, die Jonas seit 20 Jahren verfolgt (und umgekehrt)

Auch das gibt es noch in "Tassie"
30. Januar 2024
Halong Bay - Hanoi - Singapore
Drei Stunden fliegt uns der elegante Aluminiumvogel von Hanoi zurück ins schwülheisse Singapur. Eine Strecke, für die wir nordwärts etwa 60 Stunden auf Schienen, 30h auf Strassen und 20h auf dem Wasser verbracht haben.
Während der letzten Vietnam-Tage geniessen wir die Landschaften der Ha Long Bucht und dessen Festland-Pendant Ninh Binh. Die üppig-bewachsenen Karstfelsen versetzen uns zeitweise ins James Bond Feeling (obwohl die Szenen in Thailand gedreht wurden, da Vietnam keine Drehgenehmigung gab).
Die Schiffscrew, mit der wir - gemeinsam mit vier weiteren Gästen - während 24 Stunden durch die Ha Long Bucht tuckern, ist vor allem für unser leibliches Wohl besorgt. Wahrscheinlich denken sie, dass "Westler" besonders viele Kalorien benötigen, da sie oft gross und etwas korpulent sind. Was sie uns während dieses Kurztripps auftischen, sprengt unsere Aufnahmekapazität: Los gehts kurz nach dem Besteigen des Bootes mit einem späten Zmittag (wir hatten ausgiebig gefrühstückt, da wir nur mit einem Znacht rechneten). Acht Gänge, vor allem Seafood und Fisch mit Beilagen. Lecker. Zum Zvieri eine Kochdemonstration: Wie bereitet man knusprige vietnamesische Reispancakes mit Füllung zu? Selbstverständlich werden sie nicht nur gebacken, sondern auch verspeist. Appetizer - für uns wärs nun gut. Um 19 Uhr Abendessen, nochmals sechs Gänge, diesmal nebst Meeresbewohnern zünftig viel Fleisch. Jetzt kämpfen wir, beissen (uns) aber aus Höflichkeit durch. Um 7 Uhr bereits Frühstück, da frühmorgens der Besuch eines Fischerdorfes auf dem Programm steht. Zuerst das in Vietnam übliche Pho (Nudelsuppe mit Huhn) und dann für jeden ein ganzes Continental-Breakfast obendrauf (man will den Gästen aus der Ferne schliesslich alles bieten). Bevor wir gegen Mittag das Schiff verlassen (dürfen), gibts noch einen Brunch: Sechs Gänge, ähnliches Programm wie beim gestrigen Mittagessen. Jonas gibt auf, was beim Personal für leichte Irritation sorgt. Tom kämpft weiter, findet es aber "nicht mehr so gut gekocht wie am Vortag"....
Bei Ninh Binh nächtigen wir auf dem Land, in einem Gasthaus mit üppigem Garten, eingebettet zwischen Reisfeldern, kleinen Seen und Karstfelsen. Jonas geht vor Sonnenuntergang eine Runde joggen - ein besonderes Erlebnis: Auf Staubpisten an Reisfeldern und Bauernhütten vorbei. Mehrmals weiche ich Wasserbüffeln mit ihren eindrucksvollen Hörnern aus (sie lassen sich nicht aus der Ruhe bringen). Einmal versperrt mir eine Ziegenherde den Weg (Ziegen sind typisch für diese Gegend, weshalb wir zum Znacht gleich eine probieren). Die Menschen auf den Feldern grüssen mich freundlich. Ein alter Bauer mit Reishut schaut mir ungläubig nach. Wer sein ganzes Leben Feldarbeit verrichtet, kann über meine Form von Bewegungsdrang nur den Kopf schütteln.
In Singapur schliesst sich der Kreis unserer Reise und heute Abend werden wir vorläufig getrennte Wege gehen: Tom fliegt nach Auckland, Jonas nach Melbourne. Vater und Sohn haben das gut hingekriegt; keiner war versucht, den anderen frühzeitig zu verlassen. Wir sind voller Eindrücke und Dankbarkeit. Für all die Begegnungen mit herzlichen Menschen, die so anders leben als wir. Für alles, was wir sehen, erleben, bestaunen und essen durften. Und für das grosse Reiseglück, das uns stets hold war (vor allem auf den Strassen keine Selbstverständlichkeit). Diese Reise zu erleben war ein Privileg. Grandios.
Darauf stossen wir in Singapur mit Craftbeer aus Neuseeland an - bestimmt ein gutes Omen für die kommenden Monate. Cheers, mate.



Stimmungen in der Ha Long Bucht

Tom als Höhlenforscher

Unser Schlafplatz bei Ninh Binh


Nochmals eine Kurzvisite in Hanoi, wo wir uns schon ein wenig heimisch fühlen

Anflug auf Singapur

Singapur ist sehr grün und wirkt - im Vergleich zu anderen Städten auf unserer Reise - extrem herausgeputzt


Aussicht aus unserem Hotel in Singapur by Tom
28. Januar 2024
Hué - Hanoi: In den Winter
Hué ist feucht und trüb und der Schimmel klebt in den Mauern und Ritzen der ehemaligen Haupt- und Kaiserstadt Vietnams. Wir verstehen, dass die Regierung ihren Sitz 1945 weg von diesem eher trüben Flecken verlegt hat. Highlights sind für uns die kulinarischen Spezialitäten Hués und die gemütlichen Café-Bars.
Per Nachtzug geht es auf die letzte grosse Etappe nordwärts in Richtung Hanoi. Nach der vietnamesischen Staatsbahn (siehe letzter Bericht) testen wir diesmal die marktwirtschaftliche Variante: Private Anbieter dürfen ihre Wagen an die offiziellen Züge anhängen und so ihr eigenes Produkt verkaufen. Fazit: Gleiche Leistung zum dreifachen Preis.
In Hanoi sind wir froh, dicke Pullis dabei zu haben, die eigentlich für Bergwanderungen in Neuseeland oder späte Wintertage Ende März in Japan vorgesehen waren. Dass wir sie auf dem 21. Breitengrad in der tropischen Zone benutzen würden, hätten wir nicht gedacht. Das Thermometer zeigt 11 Grad, als wir in den Hauptbahnhof der neuen Hauptstadt einfahren. Die Motorradfahrer dick eingepackt und Handschuhe tragend.
Das alte Viertel von Hanoi ist ein Mikrokosmos, Gewusel wie im Ameisenhaufen. Was für den ungeübten Betrachter völlig chaotisch wirkt, besitzt eine eigene Form von Intelligenz und Logik. Diese können wir zwar (noch) nicht verstehen, gewöhnen uns aber langsam daran und sehen, dass das Leben funktioniert und die Leute in dieser schieren Reizüberflutung zufrieden, teilweise gar entspannt wirken. Unsere Rezeptoren sind für solch hochfrequente Sinneswahrnehmungen nicht eingestellt und deshalb schlicht überwältigt. Auf 100m Strasse sehen, hören und riechen wir soviel, dass unsere Aufnahmefähigkeit bald erschöpft ist. Der Körper aktiviert eine Art Sinnesfilter, der vieles wie durch einen Schleier auf uns wirken lässt. Manchmal schauen wir uns ungläubig an und fragen: "Habe ich geträumt oder hast du das vor fünf Minuten auch gesehen?"
Wirklich beschreiben können wir das Leben hier nicht - man muss es erfahren. Hier trotzdem ein Versuch im Bereich der auditiven Wahrnehmung: Diese gewaltige Kakaphonie auf den Strassen, die auf uns eindröhnt. Der motorisierte Verkehr mit den unzähligen Mofas bildet den Grundbeat. Hupen als wichtiges Kommunikationsmittel, das dauernd und überall eingesetzt wird und dessen Codes für uns rätselhaft bleiben. Dann die Solostimmen jener, die etwas anzupreisen haben: "Tuktuk, one hour tour! Please try this food, very delicious! Massage, come here! Vietnamese hat, very cheap, very good quality!" Die Händler rufen aber nicht nur, sie machen auch mit Lautsprechern und rhythmischen Klopfgeräuschen auf sich und ihre Ware aufmerksam. Weitere Orchesterstimmen bilden die Handwerker mit ihrem Gehämmere und Gebohre, die Strassenwischer mit Schubkarre und Reisbesen und die beiden Verläuferinnen, die vor ihrem Geschäft lachend Feder-Fussball spielen. Darüber der Sound aus einer Karaoke-Bar und - um das Werk zu vollenden - der dumpfe Bass von traditionellen Pauken und Trommeln, die einen tanzenden Drachen begleiten, der soeben um die Ecke biegt (es ist bald Neujahrsfest).
Wie wärs mit einer Uraufführung dieses Masterpieces in post-post-moderner Klassik im KKL Luzern?
Gleichzeitig wirkt ein ebensolches Potpurri an visuellen, olfaktorischen und - wenn wir ein Häppchen probieren - gustatorischen Eindrücken auf uns ein. Unglaublich. Willkommen in Hanoi!


Hué: Ehemalige Kaiserstadt der Nguyen-Dynastie

Zubereitung unseres Abendessens

Geburtstagsbier Tom

Hie und da machen Leute ein Feuerchen am Strassenrand...

.. meistens wärmen sie sich aber mittels Körperbetüchtigung auf. Die Älteren klopfen sich auf den Rücken...

... die Jungen tanzen in Gruppen auf der Strasse - meist zu Korea-Pop







Strassenszenen in Hanoi

Der grosse Mann wacht über allem

Kaffee ist sehr beliebt, wird aber etwas anders zubereitet als in Europa

Elektroverteilung aufputz, wunderschön

Stadtskizze Hanoi aus unserem Zimmer by Tom
22. Januar 2024
Sai Gon - Da Nang (Hoi An): Eisenbahn-Romantik
Der Wiedervereinigungs-Express verbindet Saigon mit Hanoi auf einer Gleislänge von 1700km. Für die ersten 900km bis Da Nang (Hoi An) kriecht der Zug während 18 Stunden rumpelnd an Reisfeldern, Hügeln und Küstenlandschaften vorbei und versetzt uns in permanenten Dämmerzustand.
Die vietnamesische Eisenbahn wirbt mit modernstem Rollmaterial (inklusive Dämpfungssytem für komfortablen Schlaf) und top-eingerichteten Kabinen. Nun ja....unsere 2er Kabine ist recht geräumig, die Matratze weich und die Bettwäsche wirkt frisch und sauber (beim Verlassen des Zugs in Da Nang werden wir feststellen, das die Betonung auf "wirkt" gelegt werden muss). Von der Spezial-Dämpfung merken wir nichts, fallen beim Schlafen aber immerhin nicht aus dem Bett.
Design, Ausstattung und der "Kundendienst" erinnern uns an Eisenbahn-Romantik während sozialistisch-kommunistischen Zeiten (auch wenn uns der direkte Vergleich fehlt): Pro Wagen gibt es ein/e Zugbegleiter/in in perfekt sitzender Uniform und mit ernstem, etwas gelangweiltem Blick. Unsere Wagenchefin, die kein Wort Englisch spricht, sorgt für Ordnung beim Ein- und Aussteigen, öffnet und schliesst die Türen an den Bahnhöfen (ein komplizierter Vorgang, den man als Passagier nicht selber ausführen kann) und wedelt jede Stunde einmal mit dem Reisbesen durch den Gang. Die sanitären Anlagen, die wir in Saigon bereits kotverschmiert und ohne Papier vorfinden, rührt sie während der 18stündigen Fahrt nicht an (was wir zwar gut nachvollziehen können, für ein "ganzheitlich-positives Reiseerlebnis" aber von Vorteil gewesen wäre).
Die vietnamesischen Zugchefs aber verstehen sich - anders als ihre thailändischen Kollegen - nicht als Mitarbeitende mit "Aufgaben zur Steigerung der Kundenzufriedenheit", sondern sie sind hier schlicht und einfach die Chefs. Das wird erneut klar, als sich - ohne Klopfzeichen - die Kabinentür öffnet und Essen verteilt wird (wir wussten nicht, dass Mahlzeiten inbegriffen sind). Widerrede sinnlos, auch wenn wir keinen Hunger haben.
Die nächste Begegnung mit unserer "charmanten" Begleiterin machen wir ca. 40 Minuten vor Ankunft in Da Nang: Obwohl uns GoogleMaps zeigt, dass wir noch mindestens zwei Stationen von unserem Zielbahnhof entfernt sind, öffnet sie das Abteil, sagt laut "Da Nang" und weist uns in Richtung Zugstür, wo wir samt Gepäck hingehen sollen. Wir sind kurz verunsichert, lassen uns aber nicht beirren und warten den nächsten Halt ab. Nachdem der Zug wieder losfährt, das gleiche Spiel: "Da Nang"!, diesmal etwas resoluter. Wir bleiben stoisch und verlassen unsere Plätze erst kurz vor dem "echten" Da Nang. Da erkennen wir ihren Punkt: Sie wollte die Kabine für die nächsten Gäste bereitmachen. Das ginge doch auch, ohne uns frühzeitig und am falschen Bahnhof aussteigen zu lassen... Das Bett wird nicht etwa neu bezogen, sondern Kissen und Decken picobello zusammengelegt...und die Kabine sieht wieder genauso aus, wie wir sie in Saigon angetroffen haben. Beim Aussteigen grüssen wir unsere irgendwie liebgewonnene Genossin freundlich und bedanken uns herzlich. Und siehe da: Sie schenkt uns ein Lächeln, wie wir es in Vietnam schon so oft empfangen durften.
Die Kleinstadt Hoi An ist für Gäste aus aller Welt angerichtet: Historische Gebäude, dekoriert mit farbigen Laternen, über 500 TailorShops (massgeschneiderte Anzüge gibt es ab CHF 100.-) und etwa gleich viele Lederfachgeschäfte. Unzählige weitere Dinge, die der Mensch braucht (oder auch nicht) werden hier in aufwändiger Handarbeit hergestellt. Vietnam als Produktionsland. Auch die trendige schweizer Turnschuh-Marke On lässt hier produzieren: Für CHF 18.- das Paar (verkauft werden sie für CHF 250.-, potzheilanddonner!).
Da es in Hoi An schöne Fussgängerzonen, guten Kaffee, feines Craftbeer und einige interessante Läden gibt, geniessen wir die Tage hier, trotz Touristenrummel. Am Abend schauen wir den Vietnamesen beim Karaoke zu, das sich an jeder Strassenecke grosser Beliebtheit erfreut. "Gesungen" wird extrem laut, komplett dissonant und mit absoluter Hingabe und Begeisterung (Video vorhanden, kann nicht hochgeladen, aber bei uns angefragt werden).
Nach drei Wochen ständigem Reisen ziehen wir uns für zwei Tage in ein Wellness-Resort zurück. 48h Dauerregen sind angesagt. Eine gute Gelegenheit, um an den Finessen unseres Billardspiels zu arbeiten und ohne schlechtes Gewissen Men's TV zu schauen: Sportfischen in Neuseeland (der mit dem Grössten gewinnt), per Offroader durchs australische Outback (lauter Gefahren, aber der Mann kennt weder Angst noch Schmerz) oder unser Liebling aus den USA: Wer schmiedet das beste Schwert oder Beil? Getestet werden die fertigen Waffen an toten, aufgehängten Schweinen (archaisches Gemetzel, wohl ganz nach dem Gusto des Trump-Wählers). Jedenfalls werden wir prächtig unterhalten. Was auf dem Sender um Mitternacht läuft, wissen wir nicht, da schlafen wir längst.

Wiedervereinigungs-Express Saigon - Hanoi: Wir fahren auf dieser Etappe bis Da Nang (Hoi An)

Pro Wagen ein/e Schaffner/in

Bereit für die 18stündige Reise

Vorbeiziehende Landschaften

Badminton wird überall gespielt, auch direkt am Bahnsteig

Üppige Mahlzeiten inbegriffen


Hoi An, Stadt der Laternen, Schneider und...

....Ledermacher

Marktszene in Hoi An

Zwischendurch ein Billard, wir werden immer besser

Tom skizziert Jonas im Zug (ein touch Robert de Niro ist nicht abzustreiten)....

... und Bananenstauden vor unserem Bungalow
19. Januar 2024
Ho Chi Minh City
Ho Ho Ho Chi Minh riefen die Studenten 1968 auf den Strassen Europas und der Vater der Nation ist hier omnipräsent, auch wenn viele Südvietnamesen die Stadt noch immer Saigon nennen.
Die breiten Boulevards, die Kirche Notre-Dame und die Brioches zum Frühstück erinnern an die französische Kolonialzeit. Sonst hat sich Ho Chi Minh zu einer asiatischen Megacity mit 9.3 Mio. Einwohnern in der Kernstadt und über 20 Mio. im Grossraum entwickelt. In den nächsten Jahren sollen noch ein paar Milliönchen dazukommen.
Da es etwa gleich viele Töffs wie Einwohner gibt, ist das sichere Überqueren der mehrspurigen Strassen eine überlebenswichtige Kompetenz, die wir noch nicht perfekt, aber immer besser beherrschen (Tom ist schon fast ein Master). Eine zusätzliche Gefahr für den gesetzestreuen Mitteleuropäer sind die Ampeln, die es zwar gibt, vom motorisierten Verkehr aber ignoriert werden. Also nie (!) loslaufen, nur weil ein grünes Fussgänger-Symbol leuchtet. Auch der Gehsteig ist kein geschützter Raum - Töfffahrer nutzen ihn als Ausweichfläche, wenn die Strassen verstopft sind (was eigentlich immer der Fall ist).
Wir besuchen das Kriegsmuseum, das uns in bedrückte Stimmung versetzt. Obwohl man einiges gehört oder gelesen hat, sind die vielen Bild- und Tondokumente beeindruckende Schwerkost. Auf dem Rückweg zum Hotel dafür ein schönes Erlebnis: Tom geht schon vor und Jonas entdeckt mitten in der Stadt einen Fussballplatz mit kleiner Tribüne. Die Geräusche lassen vermuten, dass ein Spiel im Gang ist. Ich gehe rein - das Sicherheitspersonal winkt mich durch - und tatsächlich wird bei grösster Nachmittagshitze und hoher Luftfeuchtigkeit gekickt: Ältere Herren (ab ca. 45 bis ziemlich alt) und junge Frauen bilden gemeinsame Teams und es geht richtig zur Sache. Ich bin erstaunt, wie gut alle spielen. Das Tempo und die technische Raffinesse der Frauen ist unglaublich. Wer ist hier am Werk?
Ein Trainer klärt mich auf: Die Teams bestehen aus ehemaligen Nationalspielern der Männer und den aktuellen Spielerinnen des vietnamesischen Frauen-Nationalteams, das immerhin an der WM 2023 in Neuseeland-Australien teilgenommen hat. Sie bereiten sich auf ein Benefizspiel am Wochenende vor. Und sie geben in diesem Testspiel, das über die vollen 90 Minuten dauert, wirklich alles! Jetzt kann ich die Performance einordnen und sehe, dass mich meine Fussballexpertise nicht im Stich gelassen hat. Der Coach zeigt mir auf dem Feld jene Spieler/innen mit ausserordentlichen Verdiensten für das Land. Ein Achtzigjähriger beeindruckt mich besonders: Er war - noch vor dem Vietnamkrieg - Kapitän der vietnamesischen Nationalmannschaft und rennt voller Energie über den Platz, während ich - vor Hitze ermattet - auf der Tribüne sitze. Da muss ein Selfie her (siehe Bildrubrik).
Am nächsten Tag besuchen wir das Museum of fine Arts und gehören zu den wenigen Gästen, die Kunstwerke betrachen. Die vielen Vietnamesinnen, die auch hier sind, benutzen das Kolonialstil-Haus nur als Kulisse, um sich in Szene zu setzen. Aufgepäppelt und mit ihrem persönlichen Fotografen im Schlepptau posieren sie an jeder Ecke in und um das Haus. Ähnliches fällt uns auch an anderen historischen Orten Saigons auf.
Auf der Strasse wird Tom von einem Teenager-Mädchen scheu angesprochen, ob er Zeit für ein Interview habe, das sie für die Schule machen müsse. Als er bejaht, grosses Gekreische und mehrere uniformierte College-Girls umzingeln ihn sofort. Big excitement - too shy, too shy..hihihi
Geldwechseln als kleines Projekt: Die Kurse variieren in den Wechselstuben so stark, dass es sich lohnt, einige auszuchecken. Angeschrieben ist der Kurs nie - er wird auf Anfrage auf einem Taschenrechner gezeigt. Als wir handelseinig sind, gilt plötzlich ein anderer Kurs, sobald der Agent meine 20ig-Dollar-Scheine sieht. Sein Kurs gelte nur für grosse Scheine von 50 oder 100 Dollar. Die US$-Note scheint hier noch immer zu faszinieren. Für uns ist sie die einzige Note dieser Reise, die sich wie Monopoly-Spielgeld anfühlt. Ich packe mein Papierbündel wieder ein und mache einen letzten Versuch um die Ecke: Hier wird mir ein Kurs geboten, der besser ist, als der Devisenkurs auf nzz.ch. Wie die noch was verdienen wollen, ist mir ein Rätsel. Seis drum - Tauschgeschäft gemacht und wir sind auf einen Schlag 7.5-fache Millionäre.
Jetzt gehts mit dem Nachtzug nach Da Nang, das - 18 Stunden entfernt - in der Mitte Vietnams liegt.

Unendlich weit und ziemlich viel Smog

Das Hauptverkehrsmittel in Vietnam....

.... mit eigenem Ampelzeichen (aber die sind nur Dekoration, niemand fährt danach)

Vater der Nation

Kapitän der vietnamesischen Fussball-Nationalmannschaft vor dem Krieg. 80ig und noch voll "im Schuss"

Tom wird zuerst interviewt und dann gefeiert


Kaffee- und Bierkultur in Saigon

Unser Lieblingswerk im Kunstmuseum

Diese Pflanze.....

...ist ein Mensch. Jonas lief in die versteckte Kamera.

Sie mögen es farbig und kitschig....

.... und essen auf Plastik-Kinderstühlen

Keine Zweifel, wer in Südostasien der Marktleader sein will

In asiatischen Gebäuden gibts im obersten Stock oft ein Gebetsraum, der den Bewohnern des Hauses Glück bringen soll. So auch in unserem Hotel. Wurden den Göttern früher vor allem Reis, Tee und Früchte gespendet, sind jetzt "zeitgemässe" Produkte angesagt

Unvollendete Skizze von Tom mit Parkszene aus Saigon. Am Samstagabend spielen hier alle Federball.
17. Januar 2024
Im Mekong-Delta
In Vietnam nennen sie ihn Neun-Drachen-Fluss, weil sich der Mekong immer mehr verzweigt und zuletzt in neun mächtigen Armen (Drachen) ins südchinesische Meer fliesst. Dazwischen ein Gewirr von unzähligen Nebenflüssen, Kanälen, Verbindungen. 22 Mio Menschen leben in diesem fruchtbaren Gebiet.
Die letzten zwei Tagen erkundeten wir mit einem Sampan (Langboot) einen Teil dieses faszinierenden Fluss-Systems und sind dabei mit Bewohnern und ihren Lebensbedingungen in Kontakt gekommen. Ein sehr eindrückliches Erlebnis, das wir mit einigen Bilder und Kommentaren dokumentieren.



Boot mit toller Crew exklusiv für uns

Die Kokosnuss ist allgegenwärtig. Jedoch nicht Grossplantagen wie in Malaysia, sondern kleinbäuerliche Strukturen (nach dem Krieg erhielten die Familie kleine Parzellen)

Lohnarbeiter häuten die Nüsse - täglich, keine freien Wochenenden oder Ferien. Bezahlt werden sie pro Nuss, abgerechnet wird auf Vertrauensbasis: Sie zählen und melden ihr Tageswerk dem Auftraggeber. Er tut dies seit 30 Jahren - früher schaffte er bis zu 4000 pro Tag, heute maximal 2000 (er brauche noch Energie für seine Frau). Das Werkzeug ist Speer-ähnlich, scharf und ziemlich gefährlich (es gab schon Tote, die ausgerutscht sind und sich aufgespiesst haben)

Alles wird verwertet: Aus der weichen Hülle Kompost und Fasern für Schnüre oder Teppiche. Die Milch als Getränk oder zu einer caramelähnlichen Sauce eingekocht, die für süss-sauren Speisen verwendet wird. Aus der harten Schale wird wertvolle Kohle für Wasserfilter und Verdauungs-Medizin. Aus dem Fleisch schliesslich verschiedene Lebensmittel (bei minderer Qualität auch Tierfutter) und die wertvollste Schicht direkt unter der braunen Haut wird zu Öl, das als Rohstoff für ganz vieles dient. Eine Wunderfrucht.

Neuer Job für Jonas?

Junger Imker auf einer Insel im Fluss - Mekong-Honig mit Tee schmeckt wunderbar

Mit dem Ruderboot durch einen natürlichen Seitenkanal

Die braune Farbe ist ein gutes Zeichen: Viel nährstoffreiches Wasser

Seit die Chinesen im oberen Flusslauf immer mehr Staudämme bauen, ist der Wasserstand während der Trockenzeit oft zu tief. Dadurch gelangt bis 80km flussaufwärts Salzwasser in den Mekong. Für die Bauern ein grosses Problem, Reis reagiert besonders sensibel.

Selbstversorgerin beim Ernten von wildem Gemüse. Die Bäuerinnen sitzen den ganzen Tag in der Hocke zum Arbeiten. Uns schmerzen die Beine nach 5 Minuten und wir kriegen Thrombosen.

Tuktuk, vietnamesische Art

Unser Fahrer

Familien-Dorfbeiz am Ufer des Flusses

Wunderschöne Brennöfen....



... hergestellt werden Ziegelsteine mit Lehm aus ehemaligen Reisfeldern

Unser Sampan by Tom
14. Januar 2024
Siem Reap - Phnom Penh - Chau Doc - Can Tho
In diesen Tagen ist viel Reisen angesagt (wir sind ja schliesslich nicht in den Ferien). Es ziehen exotische Landschaften, Menschen und Gebäude vorbei und wir lassen die Eindrücke auf uns wirken.
Ein komfortabler Bus bringt uns in 6h von Siem Reap in die kambodschanische Hauptstadt Phnom Penh. Hier wohnen wir in einer stilvollen Villa aus französischer Kolonialzeit - eine grüne Oase mitten in der Stadt. Nachdem wir uns in Siem Riep indisch ernährt hatten (es war so fein, dass wir zweimal hingingen), wollen wir in Phnom Penh nun endlich die Khmer-Küche kennenlernen. Von einem Tuk-Tuk lassen wir uns in ein von Lonely Planet empfohlenes Restaurant fahren. Das Essen schmeckt uns sehr, die Zutaten und Gewürze sind etwas ungewohnt. Für unsere Verdauungssysteme zu ungewohnt: Jonas lässt im Hotel subito alles gehen (bei ihm hat sich seit Reisebeginn ein interessanter Verdauungsrhythmus eingestellt: Ein Tag Durchfall, dann ein Tag ok). Tom erwacht mitten in der Nacht, weil es ihm schlecht ist. Bis zum Frühstück pendelt sich unser Organismus wieder ein.
In Phnom Penh sehen wir erstmals den Mekong-Fluss, dem wir die nächsten Tage folgen werden. Ein Speedboat (der zweite Teil der Bezeichnung stimmt) bringt uns nach Vietnam, wo wir in der grenznahen Stadt Chau Doc eine Nacht verbringen. Am 5. Januar reisten wir in Singapur los, 10 Tage später überqueren wir die vierte Landesgrenze. In Vietnam werden wir uns nun mehr Zeit lassen, um das 100-Mio-Einwohner-Land von Süd nach Nord zu erfahren.
Heute mit dem Bus von Chau Doc nach Can Tho, der grössten Stadt im Mekong-Delta. Beim Einsteigen müssen wir die Schuhe ausziehen: Es ist ein reiner Liegebus, man kann die Sitze gar nicht aufrecht stellen. Also von 12 - 15 Uhr Siesta auf vietnamesische Art...


"Autobahn"-Raststätte mit musikalischer Unterhaltung zwischen Siem Reap und Phnom Penh



Hotel mit Charme in Phnom Penh

Khmer-Spezialität mit Nachwehen

Unser Speedbötchen beim Grenzposten Cambodia

Grenz-WC mit Handspühlung

Kurz vor der Ankunft in Chau Doc

Im Liegebus Chau Doc - Can Tho

Leben am Mekong in Chau Doc (by Tom)
12. Januar 2024
Bangkok - Siem Reap - Angkor Wat: Ins Khmer-Reich
Wir nehmen den ersten Zug, der den alten Bahnhof von Bangkok frühmorgens verlässt: Um 5.55 Uhr setzt sich Kurs-Nr. 275 wankend in Bewegung - eine Diesellok und zehn Wagen dritter Klasse. Ziel ist Bang Klong Luk an der kambodschanischen Grenze. Wir rumpeln gemächlich durch Quartiere mit rudimentären Hütten und Häuschen, die so nah an den Gleisen stehen, dass wir nach der Teetasse der Bewohner am Frühstückstisch greifen könnten. Später die Glastürme des modernen Bangkok. Nach 1.5h lassen wir die Megacity hinter uns und fahren durch ausgedehnte Reisfelder. Dann wird die Landschaft karger. Der Zug verfügt über ein Cateringsystem bestehend aus vorwiegend älteren Frauen, die während Stunden enorme Lasten durch die schmalen Gänge schleppen - in einer Hand den Eimer mit Getränkeflaschen, in der anderen prallgefüllte Plastiksäcke mit selbstgekochten Reisgerichten und vielen uns unbekannten "Komponenten". An der Endstation stellt Tom fest, das Jonas' Gesicht eine deutliche Verfärbung aufweist. Die Feuchtetücher, mit denen das Gröbste beseitigt wird (man will beim Grenzübertritt schliesslich eine Gattung machen) sind pechschwarz. Das Klimasystem "offenes Fenster" brachte auf der 5.5-stündigen Fahrt - nebst angenehmer Brise - eine kräftige Ladung Russ und Staub in den Wagen.
Problemloser Grenzübertritt zu Fuss. Der kambodschanische Beamte hält Jonas zuerst für David Beckham (soll das ein Kompliment sein?) - mit Spice Girl Tom im Schlepptau... Ein "geteiltes Auto" für die Fahrt von Poipet nach Siem Reap ist bald gefunden: In einem 7-Plätzer nehmen wir zu neunt (Tom, Jonas und sieben Einheimische) die 150 km in Angriff. Angurten tut sich - ausser Tom und Jonas - niemand. Die Frau auf dem Beifahrer-Sitz hält ihr Baby im Arm. Der ältere Fahrer palavert im melodischen Sing-Sang der Landessprache Khmer und hupt dauernd: Beim Überholen (was wir eigentlich ständig tun), beim Kreuzen und auch, wenn wir mal kurz allein auf der Strasse sind. Während der 3-stündigen Fahrt gelingt es uns nicht, seine Huplogik zu verstehen.
Er bringt uns aber zielsicher nach Siem Reap, wo wir uns im Hotel Habana einquartieren. Der Name des Hauses ist Programm: Das kleine Boutique-Hotel wird von zwei Kubanern geführt. Der Vater bis vor Kurzem für die WHO im Jemen tätig (bis es ihm zu gefährlich wurde), der Sohn hat sein Glück in China versucht, bevor sie sich vor einigen Monaten in Siem Reap niederliessen. Wieso ausgerechnet hier? Weil es sicher, entspannt und günstig sei. Sie rühmen ihre kubanischen Cocktails die Besten Kambodschas (gibt es überhaupt Alternativen?). Jonas nimmt den alkoholfreien Mojito, Tom den Signatur Drink Hemingway Daiquiri mit einem doppelten Shot Rum, der sein Billardspiel in neue Sphären hebt. Er ist jetzt unschlagbar.
Siem Riep scheint ein Ort zu sein, an dem sich Menschen aus der ganzen Welt niederlassen: Zum Znacht entdecken wir einen wunderbaren Inder. Die beiden Besitzerbrüder sind von 1986 bis 2015 acht Mal für einen guten Zweck um die Welt gereist (1x mit dem Velo, 7x mit dem Auto), bevor sie ihr Restaurant hier eröffneten. Auf dem Rückweg zum Hotel trinken wir unseren Cappuccino in einem chiquen Café - Besitzer ist ein Finne. Auch wir fühlen uns in dieser lebendigen und freundlichen Stadt wohl.
Am nächsten Tag Besuch von Angkor, der Hauptstadt des ehemaligen Khmer-Reichs, mit seinem beeindruckenden Haupttempel Angkor Wat. Das Gelände ist so weitläufig, dass wir einen Tuk-Tuk-Fahrer für den ganzen Tag engagieren. Informationen zu Angkor gibts online genug. Hier nur einige Zahlen, um den Dimensionen Ausdruck zu verleihen:
- vor 1000 Jahren lebten im Grossraum Angkor mehr als 1 Million Menschen (London hatte zu dieser Zeit gerade mal 10'000 Einwohner)
- Zur Wasserversorgung wurden mehrere künstliche Seen angelegt, der Grösste misst 8 x 2.2 km
- Angkor Wat ist der wichtigste Tempel auf dem Gelände und misst - Wassergraben inklusive - 1.3 x 1.5 km. Tausende von Menschen, Elephanten und Büffel bauten das Wunderwerk in 40 Jahren - einer erstaunlich kurzen Zeit
Wir sind beeindruckt.


Der noch leere Zug im Bahnhof von Bangkok. Wir haben etwas komfortablere Sitze gefunden. Reservierte Plätze gibt es nur für buddhistische Mönche

Chinas "freundliche" Einflussnahme in der Region

Typische Landbeiz in der Region um Siem Riep

Tempel Ta Prohm: Die Natur holt sich irgendwann alles zurück

Zwei Sandsteinblöcke des Tempels Angkor Wat: Vor 900 Jahren übereinander gelegt (ohne Mörtel), noch heute passen sie millimetergenau

Unser sympathische Fahrer für die Besichtigung der Khmer-Stadt Angkor

Angkor Wat by Tom
11. Januar 2024
Bangkok: Hitze, Hektik und Tempel
Chinatown bei Nacht ist eine Orgie für die Sinne: Im Schein der Leuchtreklamen zieht sich das Gedränge von Tuk-Tuks, Menschen und Garküchen in alle Gassen. Die Vielfalt der Speisen ist grenzenlos und vieles ist uns so fremd, dass wir nicht erkennen, was da hängt, brutzelt oder schmort. Kisten mit Waren aller Art stapeln sich in Hütten und Hallen aus Wellblech. Überall wird verhandelt, geschrien, gelacht. Schmiede sitzen am Boden und schlagen auf Metall. Wer grad nichts zu tun hat, macht ein Nickerchen direkt auf der Strasse. Es ist laut, schmutzig, stinkt und gefällt uns (aber wir können - im Gegensatz zu den Einheimischen - jederzeit wieder raus). Wer es exotisch mag, probiert 20cm lange, frittierte Tausendfüssler oder andere Arten von rohen oder gegrillten Insekten. In einer Garküche entdecken wir ein gehäutetes Krokodil, aus dem Fleischstücke geschnitten werden. Wir bleiben klassisch und nehmen Satay-Spiesschen mit gebratenem Reis.
Am nächsten Morgen Besuch des Königspalastes, der mit goldenen Tempeln, Statuen und Fresken enorm reich bestückt ist. Eine Stunde nach Öffnung sind Hitze und Menschenmassen fast unerträglich. Chinesische Reisgruppen in einer Zahl, dass der Schwanenplatz in Luzern dagegen wie eine ruhige Oase wirkt. Wir finden ein Schattenplätzchen, an dem Tom sich seinen Skizzen widmen kann. Bald ist er eine Attraktion für chinesische Touristen, die nun ihn beim Zeichnen fotografieren. So wird er auf mindestens 500 Huawei-Smartphones verewigt. Niedlich ist ein kleines Mädchen, das lange neben Tom steht, immer wieder klatscht und ihm bewundernd zunickt. Irgendwann beginnen auch amerikanische und europäische Touristen zu fragen, ob sie Fotos machen dürfen. Die Menschen mit ihren Smartphones sind eine seltsame Spezies: Sie fotografieren alles und nehmen kaum mehr etwas richtig wahr.
Bei Sonnenuntergang geht Jonas joggen, ein schräges Erlebnis: Auf Google-Maps entdecke ich einen kleinen Park in der Nähe unseres Hotels (Bangkok ist deutlich weniger begrünt als Singapur). Ich bin nicht der einzige mit Bewegungsdrang - ein paar Dutzend Thais drehen hier ihre Runden. Ich gehe es gemächlich an, überhole aber trotzdem alle, da die Thais mehr hüpfen als rennen. Der Park ist dicht bepflanzt und wurde soeben bewässert, was eine extreme Verdampfungsfeuchtigkeit freisetzt, die mich an Langkawi erinnert und mir den Schweiss aus allen Poren schiessen lässt. So werde ich selbst zur wandelnden Sprinkleranlage. Die Strecke verläuft auf einem Rundweg von etwa 0.5 km Länge. Alle 100 Meter stehen Lautsprecher, aus denen traditionelle Musik erklingt. In der Mitte des Parks gibt es einen grossen Platz mit einer Bühne, auf der ein Vorturner wild herumhüpft und Anweisungen in ein Mikrofon schreit, die acht ältere Damen - gleichmässig auf dem riesigen Platz verteilt - in koordinierte Bewegung umzusetzen versuchen. Aus seinem Verstärker dröhnt laut und schrill asiatische Popmusik. Das Ganze wirkt völlig skuril und motiviert mich, weitere Runden zu drehen, um die Szenerie stets von Neuem zu bestaunen. Asien-Pop, Klassik und Geschrei des Vorturners vermengen sich zu einem ohrbetäubenden Brei. Plötzlich ertönen aus den Boxen am Wegrand drei lange Pieptöne, wie man sie zur Ankündigung von Nachrichten kennt. Also Abendnachrichten im öffentlichen Park? Es folgt sofort das nächste Signal: Laute Trillerpeifen der Parkwächter, die überall positioniert sind. Die Musik verstummt und alle stehen still. Ich laufe noch einige Meter, bevor ich realisiere, dass etwas nicht stimmt. Verdutzt schaue ich mich um. Ein anderer Läufer grinst mir zu. Er hat sich - wie alle Anwesenden im Park - in Richtung der thailändischen Staatsflagge gedreht, die um 18 Uhr feierlich eingeholt wird. Sofort tue ich dasselbe und versuche, eine würdevolle Haltung einzunehmen, kann aber das Lachen nicht verkneifen. Eine Minute später ist der Spuk vorbei, die Trillerpfeifen erklingen erneut und wir dürfen wieder losrennen.
Am Abend geniessen wir köstlichen Thai-Food im traditionellen Holz-Pavillon am Fluss und beobachten die gigantischen Touristenboote, auf denen die Chinesen sich jetzt verköstigen und beschallen lassen.

Der echte Tom

Thai-Tom (zufällig aufgenommen, erst beim Durchsehen der Bilder entdeckt)

en Guete

Same same but different... wieso nicht, solange Verbindung funktioniert

Erleuchtet sind wir noch nicht, aber reich an Eindrücken

Skizze Tom
09. Januar 2024
Langkawi - Hat Yai - Bangkok: Mit Vollgas (und Glück) auf den Nachtzug
Der Tag beginnt entspannt: Auf Langkawi geniessen wir ein tropisches Frühstück mit Aussicht auf den Regenwald und das Meer. Exotische Vögel besingen uns, die Sonne scheint. Der GRAB-Fahrer setzt uns pünktlich beim Fährterminal ab, die 50 km-Passage über die Adamanen-See verläuft problemlos und dauert etwa solange wie ein Hollywood-Blockbuster. Gezeigt werden Actionfilme, in denen es blutig zu und her geht. Kinder und Erwachsene schauen gebannt auf den Bildschirm.
Unser „Teksi“ von Kualah Kedar nach Alor Setar ist ein Hingucker: Roter Proton Saga (malaysische Automarke), 772‘000km und etwa 40 Jahre auf dem Buckel, natürlich ohne Lüftung. In dieser Blechbüchse fahren wir bei gefühlten 80 Grad zum Bahnhof von Alor Setar, von dort mit dem Bummelzug zum Grenzbahnhof Pedang Besar, wo wir im „Bahnhofsbuffet“ die Thai-Immigration-Karten ausfüllen und auf den Zug nach Hat Yai warten. Dort wird unsere heutige Etappe, eine 15-stündige Fahrt mit dem Nachtzug nach Bangkok, erst richtig beginnen. Noch ahnen wir nicht, dass wir diese Reise vielleicht gar nicht antreten werden.
Eigentlich gibt es keinen Grund zur Hektik. Wir sitzen entspannt am Bahnhof von Pedang Besar, wo sich die malaysische und thailändische Immigration im selben Gebäude befinden. Wer nordwärts reist, lässt seinen Pass zuerst von den Malaysiern stempeln, geht dann durch die thailändische Immigration und weiter aufs Perron, wo zweimal täglich der Zug nach Hat Yai fährt. Da wir in Hat Yai mehr als 1h Umsteigezeit haben, warten wir zusammen mit unseren Mitreisenden geduldig, bis die malaysische Grenzwache ihre Tore öffnet. Zum Zeitpunkt der fahrplanmässigen Abfahrt ist Malaysias Grenzwache noch immer „anderweitig“ beschäftigt und wir werden langsam nervös. Als 30 Minuten später noch immer nichts geht, sehen wir kaum noch eine Chance, unseren Anschlusszug in Hat Yai zu erwischen. Auskunft geben kann niemand, aber Gespräche mit Einheimischen bestätigen unsere Befürchtungen, dass es nicht mehr reichen wird. So schnallen wir kurzentschlossen unsere Rucksäcke um, sprinten aus dem Bahnhof und versuchen einen Fahrer zu finden, der uns nach Hat Yai bringen kann. Es bleiben noch 1h30min bis zur Abfahrt des Nachtzuges, die Stadt liegt 50 km entfernt, die Grenzkontrolle noch vor uns. Ein Angesprochener meint, er könne uns bis zur Grenze fahren, wo wir das Immigration-Prozedere durchlaufen und auf der Thai-Seite einen anderen Fahrer suchen sollten, der uns nach Hat Yai bringe. Wir versuchen unser Glück. Unseren Zeitdruck erkennend warnt er uns, dass die Fahrt in Thailand teuer sein werde, etwa 1000 Baht (CHF 25.-). Als wir nicht geschockt reagieren, fragt er nach, ob wir denn bereit wären, 1000 Baht zu bezahlen. Da dämmert es uns: Er ist schon am Einfädeln eines Deals auf der Thai-Seite. Wir haben keine Zeit, um andere Optionen zu prüfen und lassen es auf uns zukommen.
Bei der Thai-Immigration dann die nächsten Zweifel: Die Grenzgänger vor uns werden zügig abgewickelt, wir aber in separate Kabinen geschickt. Thailand braucht Abdrücke all unserer 20 Fingerkuppen (wahrscheinlich, weil wir so schöne Hände haben). Dann sind wir durch. Auf der Thai-Seite spricht uns ein Unbekannter an und offeriert eine Fahrt für „zufällig“ 1000 Baht nach Hat Yai. Er spricht kein Englisch, versteht aber, dass wir es sehr eilig haben. Jetzt beginnt ein Roadtrip der anderen Art: Ein Pickup mit eingeschränktem Getriebe (es funktionieren nur die Gänge 2 - 4) und ohne Sicherheitsgurten soll es richten. Als erstes fährt der Mann zu einer Tankstelle und wir fragen uns, ob er unsere Dringlichkeit wirklich erfasst hat. Laut ruft er die Tankwartin zu sich (andere Kunden sind am Warten) und lässt 7.7 Liter tanken (die Dringlichkeit also doch verstanden oder braucht er zuerst die 1000 Baht, um voll zu tanken?).
Dann geht‘s los: Über Landstrassen rasen wir durch Dörfer und fahren mehrheitlich auf der rechten Seite, was deshalb erwähnenswert ist, weil in Thailand Linksverkehr gilt. Kurz bereuen wir, ihm mit Händen und Füssen unsere Zeitnot kommuniziert zu haben. Wieso setzen wir unser Leben und jenes anderer für den Nachtzug Hat Yai - Bangkok aufs Spiel? Der Mann aber lässt sich nun nicht mehr von seiner Mission abbringen und würde unsere gegenteiligen Signale auch gar nicht verstehen. Sein Ziel ist klar: Uns spätestens um 17.40 Uhr am Bahnhof Hat Yai, der grössten Stadt Südthailands, abzusetzen. Wir geben uns dem selbstgewählten Schicksal hin und beginnen die Fahrt irgendwie zu geniessen. Er hupt, gestikuliert, überfährt rote Ampeln und versucht, nebenbei auch noch zu telefonieren. Auf Google-Maps verfolgen wir den Weg und sehen mit jedem Kilometer unsere Chancen steigen, das Unmögliche doch noch zu schaffen.
Als der Fahrer uns pünktlich am Bahnhof von Hat Yai absetzt, ist er so erledigt, dass er sich sofort eine Zigarette anzünden muss - er hat sie sich verdient! Wir rennen in die Halle, Zug Nr. 32 steht bereit. Freundliche Gesichter, fröhliche Lebendigkeit, hilfsbereite Menschen. Wir werden zu unserem Abteil geführt und fallen erschöpft und zufrieden in die Sitze. Welcome in Thailand. Same Same but different.
Heute der erste Tag im quirligen Bangkok. Keine Stadt für Menschen, die unter Reizüberflutung leiden. Wir lassen uns treiben - etwas anderes ist kaum möglich - und schätzen unser traditionelles Gasthaus, eine vor 120 Jahren für ein Mitglied der Königsfamilie gebaute Villa und grüne Oase direkt am Fluss Chao Phraya. Tom skizziert Tempel, Jonas schreibt Tagesrapport und macht Siesta. Bald gehts in Richtung Chinatown, um „Street Cuisine“ zu verkosten. Unsere Mägen sollten sich nun langsam an die südostasiatischen Haupt- und Nebenzutaten gewöhnt haben.

Während der Fähr-Passage

Ausgeklügeltes Lüftungssystem in der Bahnhof-Toilette von Alor Setar

Geschafft! Verdientes Znacht auf dem Nachtzug nach Bangkok

Wir danken Buddha für die unfallfreie Fahrt


Tempelskizzen von Tom
07. Januar 2024
Singapur - Kuala Lumpur - Langkawi: Bäume verschiedenster Art
Die ersten knapp 1000 Zug- und Bootskilometer liegen hinter uns. Von Singapur mit dem Taxi über die Grenzbrücke nach Johor Bahru, Malaysia. Der malaysische Grenzbeamte tut etwas kompliziert, weil wir kein Flugticket raus aus seinem Land haben. Das Wort „train“ versteht er nicht und nachdem wir ihm unsere Reise mit Händen und Füssen erklären und unser Zugsbillett der thailändischen Bahn ab Nordgrenze Malaysia zeigen (die thailändische Schrift kann er nicht lesen), wird es ihm irgendwann zu mühsam und er drückt uns die Stempel in den Pass. Weitere Abklärungen würden dann doch etwas viel Arbeit für ihn bedeuten…
Die Zugstrecke nach Kuala Lumpur: Eine Schmalspurbahn, auf den ersten 250 km mit Diesellok und im Schritttempo, ab Streckenmitte dann elektrifiziert, ziemlich modern und mit bis zu 140 km/h zügig unterwegs. Unser gesprächige Mit-Passagier, ein 80-jähriger ehemaliger Schulleiter, hält trotzdem nicht viel von den Entwicklungen seines Landes: Vor 30 Jahren sei Malaysia den Chinesen um 20 Jahre voraus gewesen, heute sei es umgekehrt. In Gemas, wo wir 2h Aufenthalt haben und umsteigen, gibt es einen Bahnhofskiosk mit vorgekochten Mahlzeiten - Nudeln mit Beilage für ca. 80 Rappen. Jonas „traut“ sich nicht, Tom schlägt zu (2 Tage später aber hat Jonas Durchfall, Tom geht es wunderbar… ?!?).
Die erste (und nahezu einzige) Baumart, die uns während der gesamten Reise durch Südmalaysia bis KL begleitet, sind Palmen. Palmplantagen soweit das Auge reicht. Hier also wird ein Teil des berüchtigten Palmöls gewonnen, das fast überall drinsteckt und dem wahrscheinlich riesige Flächen an nativem Regenwald geopfert wurden. Ein etwas trostloses Bild (später erfahren wir, dass Palmöl lukrativer ist als Naturkautschuk, der früher oft - aber weniger intensiv - bewirtschaftet wurde).
In Kuala Lumpur dann Bäume ganz anderer Art: bis zu 650m hohe Stämme aus Stahl und Glas ragen in die Wolken hinein. Die berühmten Petronas-Twin-Towers stehen noch immer stolz da, werden aber schon deutlich überragt. Wir nächtigen im 56. Stock eines mittelhohen Gebäudes, rund herum wird emsig weitergebaut. Auch nachts sind von unserem Fenster aus Arbeiter auf dem Dach eines neuen Giganten zu sehen. Hier zeigt Malaysia, wieso es zu den „Tigerstaaten“ zählt (dass in anderen, ländlicheren Gegenden nicht viel vom malaysischen Tiger zu sehen ist, merken wir später). Beim Frühstück im 58. Stock geniessen wir die Aussicht und essen das erste Roti Canai.
Ab KL gehts mit dem Zug weiter nordwärts bis Alor Setar. Dort „graben“ wir einen Fahrer (Grab ist die in Südostasien omnipräsente App, mit der man Privat-Taxis, Essen und noch vieles mehr bestellt), der uns nach Kuala Kedah fährt, wo wir die Fähre auf die Insel Langkawi erwischen.
Hier nun endlich richtiger Regenwald mit der nächsten, unserer liebsten Baumart: Gross und stark, grün und üppig, belebt mit Affen, Echsen, Schlangen, Fröschen, Moskitos und - dem Namen gerecht werdend - viel Regen. Die Feuchtigkeit klebt in unseren Kleidern, Trocknung über Nacht ist kaum möglich. Heute eine wunderbare Bootstour durch dichte Mangrovenwälder und eindrückliche Küstenlandschaften, mit folgenden Erkenntnissen:
- Yamaha-Bootsmotoren sind etwas schneller als jene von Suzuki: Unser Fahrer gibt Vollgas, so dass es uns kräftig durchschüttelt, wir werden aber von einem Y-Boot überholt (wieso wir das einzige Boot ohne Schwimmwesten sind, bleibt ein Geheimnis, möglicherweise sind Suzuki-Boote sicherer…)
- Der Nahost-Konflikt ist auch hier im Norden Malaysias zu spüren. Im hauptsächlich muslimischen Land ist eine grosse Solidarität mit Palästina zu erkennen: Überall hängen palästinensische Flaggen, viele Autos fahren mit Palästinenser-Fähnchen rum, so wie bei uns die Fussball-Fans während der WM
- Auf der Bootstour haben wir den Ursprung von Covid-19 entdeckt (siehe Bildsektion)
Morgen geht es zurück aufs Festland. Ab Alor Setar werden wir via Grenzbahnhof Padang Besar nach Hat Yai (Thailand) fahren, wo der Nachtzug nach Bangkok auf uns warten sollte. Jetzt aber nochmals in einem gemütlichen Bett wunderbar schlafen. Guet Nacht.







Unser Bootsführer fragte, ob wir Covid19 kennen würden. Hier sei der Ursprung...

Regenwald-Skizzen von Tom